Klang und Verwandlung

Klang und Verwandlung

Klassische Musik als Weg der Bewusstseinsentwicklung

von Jochen Kirchhoff

Erschienen am 10.05.2010
192 Seiten
Format: 15,8 X 24,0
Broschur mit Klappen
ISBN: 978-3-927369-47-4

Musik als Medium zur Bewusstseinserweiterung und Meditation - das scheint heute für viele eine Selbstverständlichkeit zu sein. Meist ist damit aber ein Klangkonsum gemeint, der von außereuropäischen, vorrangig asiatisch oder afrikanisch anmutenden New-Age-Sounds gespeist wird. Jochen Kirchhoff rückt hingegen mit »Klang und Verwandlung« das reiche spirituelle Potenzial der sogenannten klassischen abendländischen Musik ins Blickfeld. In einer Art lauschender Innenschau erschließt er die Musik der großen Komponisten von Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven über Franz Schubert, Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann bis zu Richard Wagner und Richard Strauss als in der Tiefe der Psyche wirksames Werkzeug für die persönliche Entwicklung.Der Bogen des Buchs spannt sich von der Kritik des modernen Musikbewusstseins über die Erarbeitung der archetypischen Grundlagen der Klänge bis zu Hinweisen für den meditativen Umgang mit den Meisterwerken der klassisch-romantischen Musik. Angeregt von Inspirationserlebnissen großer Musiker entwickelt Kirchhoff zugleich die Umrisse einer Musikphilosophie auf spiritueller Grundlage. »Klang und Verwandlung«, das erstmals 1989 erschienen ist und lange vergriffen war, vermittelt gerade heute eine wichtige Botschaft: Das Buch stemmt sich gegen den allgemeinen Empathieverlust in unserer Gesellschaft und setzt sich für eine transformative Kultur des Klangs und des Hörens als Grundlage für Frieden mit uns selbst und der Erde ein.

Klang und Verwandlung
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Rezensionen

von Yehudi Menuhin

 Klang und Verwandlung ist ein faszinierendes Thema, das mich immer wieder beschäftigt. Jochen Kirchhoff zeigt endlich, welch einzigartigen Beitrag die klassische Musik zur individuellen und kulturellen Transformation leisten kann. Dieses engagierte Buch gehört in die Hand jedes Musikfreunds. Ich wünsche ihm weite Verbreitung.

von Benedikt Maria Trappen

 Die Neuauflage des 1989 erstmals erschienenen Buches des Berliner Philosophen und Bewusstseinsforschers Jochen Kirchhoff unterscheidet sich - bis auf das Vorwort und seinen bewegenden und beeindruckenden versöhnlichen Rückblick auf seine Begegnung und Auseinandersetzung mit Joachim Ernst Berendt- scheinbar kaum von der alten Ausgabe. Wie aber das tausendfältige Hören eines Musikstückes dieses unmerklich verändere, wirke auch das tausendfältige Lesen eines Buches auf dieses zurück. Ein Geheimnis, das dem vergleichbar ist, dass der Autor einerseits immer noch derselbe, andererseits nach so vielen Lebensjahren aber auch ein anderer geworden ist. Einsichten, die die Radikalität dieses immer noch zu entdeckenden Denkers sichtbar werden lassen. Kirchhoffs Grundwissen, der sich auf Giordano Bruno, F.W.J. Schelling, Helmut F. Krause und Hermann Schmitz beruft, ist alt und einfach: Nur Gleiches vermag auf Gleiches zu wirken. Gleiches kann nur von Gleichem erkannt werden. Wir erkennen »wie in einem Spiegel« immer nur uns selbst. Der Weg des Bewusstseins, das dieses verstanden hat, wird zum Weg der Selbsterkenntnis, der über das eng begrenzte Ich hinausführt. Wahrhaft wirklich ist das ICH hinter dem Ich, der kosmische Anthropos. Musik, Beethoven und Mozart allen voran, schöpft aus dieser Dimension, bringt das SEIN zum Klingen und wird damit zum Weg in eine kosmische Dimension, in der das Ferne nah, die Leere Fülle, der Mensch menschlich und die Welt lebendig ist. Im Weltbild spiegelt sich das Menschenbild, und das verheißt heute nichts Gutes. Urknall, unbelebte Materie und schwarze Löcher lassen ahnen, wie es im Menschen des zwanzigsten und einundzwanzigsten Jahrhunderts wirklich aussieht. Offen bleibt indes die Frage, warum diese, dem Göttlichen so nahe Musik der Barbarei und dem Wahnsinn des Holocaust nicht entgegen wirken konnte. Fragen, denen sich der Autor in einem anderen bedeutsamen Buch - »Nietzsche, Hitler und die Deutschen« zumindest nähert. Kirchhoff - lest und hört ...

von Michael Loeckle am 01.12.2011 in Brücke Heft 159

Das Buch „Klang und Verwandlung“ von Jochen Kirchhoff, welches im Drachen Verlag erschienen ist, bewegt sich auf gewohnt hohem Niveau. Es richtet sich gegen den allgemeinen Empathieverlust in der postmodernen Gesellschaft und plädiert für eine transformative Kultur des Klangs und des Hörens als Grundlage für den Frieden mit sich und der Erde.
Nach Ansicht des Autors, der nicht nur als Naturphilosoph und Kosmologe reüssiert, sondern auch eine gründliche Musikausbildung absolviert hat, ist die klassische Musik die eigentliche Meditationsmusik, die sich auf Grund ihrer kosmischen-archetypischen Tiefendimension nur einer meditativen Herangehensweise erschließt.
Dies setzt aber eine andere Grundhaltung zur Musik voraus, die, als Initiationsweg, auch über die Abgründe unseres Seins, über heroische Kämpfe und ekstatische Befreiungen führt, wie etwa die thematisch motivische Faktur der späten Klaviersonaten Beethovens zeigt.
Tatsächlich sind wir heute umgeben von einer horriblen Gewalt- und Konservenmusik, von einer globalisierten Merdokratie des Trivialen und Banalen, die immer öfter als Psychoterror und Körperverletzung gewertet werden muss. Ganz anders das Hören als akroasis, als Weltanhörung, das ein Teil des integralen, ganzheitlichen Bewusstseins ist, dessen Herausbildung von uns verlangt wird, wie Kirchhoff glaubt. Für ihn sind die Archephone und Urmelodien, wie sie die große Musik hervorbringt, im Raum verwurzelt als Emanationen seiner unbegrenzten schöpferischen Potenz. Komponieren und Hören heißt also Rückerinnern und Wiedererkennen.
„Unsere Seele wird nur dann im Innersten bewegt, wenn ihr Klanggrund in Schwingungen gerät, wenn wir ahnend erfassen, dass diese oder jene melodische Figur, diese oder jene Akkordfolge (Kadenz) von uns selbst kündet - weniger von dem wie wir real sind (genauer: als Erscheinungswesen sind), als von dem, was wir urbildhaft sind, was wir sein könnten oder sollten. Große Musik kündet von den kosmischen Möglichkeiten der humanen Existenz, sie entbirgt unser Eigentlichstes, weitet unsere Seele, macht sie durchlässig und gefährdet damit die Bastionen des Intellekts, des Bewusstseinspanzers.“
Bereits in der frühesten Musikästhetik ging es um die Harmonie der Gegensätze, um eidos und mimesis, die nach Aristoteles den Charakter des Menschen bilden sollten, um diastalische, systalische und hesyastalische, das Gleichgewicht der Seele betreffende Tonweisen. Musik sollte zur philosophischen Erkenntnis verhelfen: im organicum melos sei das geschaffene Universum als Konsonanz dissonierender Relationen abbildhaft vorhanden.
Kirchhoffs Buch ist ein überaus inspirierendes Werk, keineswegs nur für Musikfreunde, es berichtet über die Harmonie der Sphären ebenso wie über das Mandala der klassischen Melodie, und es zeigt die Richtung der Verwandlungen auf, die für ein integrales Bewusstsein und die spirituelle Transformation der Gesellschaft gleichermaßen wichtig sind. Dringend erforderlich seien die Individuation jenseits der persona, die Integration der weiblichen und männlichen Schichten der eigenen Psyche, das Gleichgewicht von Eros, Logos und Bios, die Überwindung der Egozentrik, der Wille zur Transzendenz, die Versöhnung von Kosmos, Geschichte, Geist und Natur.
Was Nietzsche im Jahr 1875 notiert hat, ist heute noch weit aktueller als zu seiner Zeit: „Wer möchte zweifeln, dass eine Gesellschaft, die den wahren Geist Beethovenscher Musik in sich aufgenommen hat, unserer jetzigen Gesellschaft in Staatsform, Erziehung usw. sehr wenig ähnlich sehen würde.“
Spirituelle Arbeit am Klang und mit dem Klang ist nach Kirchhoff „ zugleich Arbeit an der Erde, Arbeit für die Erde und deren Erhalt“.
(gekürzte Fassung)